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SUSI
Glücklicherweise hörten Fred und Mel nicht auf diesen Ratschlag, denn das stimmte absolut nicht. Ich war (und bin) ein sehr lieber und zutraulicher Vogel und ich bin fest davon überzeugt, dass Fred, Mel und Kurt es nie bereuen mussten, sich damals für mich entschieden zu haben. Als wir in mein neues Zuhause ankamen, durfte ich sofort mit Kurt die Wohnung erkunden und am Abend wurden wir zusammen in den gleichen Käfig gesteckt. Ich habe mich mit Kurt fast sofort gut verstanden. Nur am nächsten Tag musste der Macho mir kurz mal zeigen, wer denn nun der "Herr" im Hause war. Er hat mir, wohl mit einem Biss, eine kahle Stelle mitten auf dem Kopf verpasst. Es hat zwar nichts geblutet, aber dafür sah ich eine Weile wie ein "Franziskaner-Mönch" aus. Nach diesem einen Mal haben wir uns nie wieder gestritten und heute darf ich ihm sogar Leckerchen oder Stöckchen aus dem Schnabel klauen. "Mein" Kurt füttert mich auch regelmäßig und wenn er etwas leckeres in den Krallen hält, lässt er mich ganz lieb auch davon fressen. Aber ich mag nicht nur meinen Kurt sehr, ich liebe auch Fred und Mel und lasse kaum eine Gelegenheit aus, mir meine Streicheleinheiten abzuholen. Wir sind inzwischen ein tolles Team und wir hoffen alle, dass dies noch viele Jahrzehnte so bleiben wird.
diese nach Möglichkeit der gleichen Art bzw. Unterart angehören sollte. Wir telefonierten mit mehreren Züchtern. Viele sagten uns, dass wir ohne weiteres auch eine andere Papageien-, bzw. Amazonenart zur Vergesellschaftung mit unserem Kurt hätten nehmen können aber wir sagten dankend ab. Wir hatten und haben zwar nicht die Absicht zu züchten, aber es erschien uns doch gerechter, artgleiche Vögel zusammenleben zu lassen. Wir dachten, es sei besser Kurt noch etwas warten zu lassen und ihm dafür „die Frau seiner Träume“ präsentieren zu können, anstatt übereilt zu handeln und ein ungleiches Paar zu haben mit dem u.U. weder wir noch Kurt glücklich geworden wären. Am 23.08.1996 war es dann soweit. Wir hatten einen Züchter angerufen, der zwei Mülleramazonen hatte. Wir packten Kurt in den Transportkäfig und fuhren sofort hin. Als wir ankamen, präsentierte uns der Züchter zuerst einen riesigen Hahn der genauso aussah wie unser Kurt. Der war sogar noch etwas größer als Kurt und hatte einer alten Frau gehört, die ins Altersheim musste. Der arme Kerl war erst seit ein paar Tagen dort, hatte einen viel zu langen Schnabel (von Spielzeug, Stöckchen oder Knabbermöglichkeiten hatte das arme Tier bestimmt noch nie was gehört) und sollte angeblich zahm sein.
aber nichts passierte. Kurt saß teilnahmslos da und erweckte eher den Eindruck, dass er traurig sei. Ich kann´s zwar nicht beweisen, aber ich bin mir fast 100%ig sicher, dass Kurt damals gedacht haben muss „jetzt geben sie mich wieder weg oder tauschen mich ein“. Anders kann ich mir sein damaliges Verhalten nicht erklären. Er saß einfach da und tat so, als würde ihn das alles nicht interessieren. Der Züchter sagte uns noch, dass beide angebotenen Mülleramazonen Wildfänge seien und dass die Henne noch relativ wild und bissig sei, da sie noch keinen Besitzer gehabt hätte. Wir dachten uns „na ja, dann wird Kurt halt eine würdige Partnerin haben, die sich nicht so leicht von ihm unterkriegen lässt und ihm auch mal die Stirn bieten kann“. Wir entschieden uns also für das hübsche Weibchen, steckten beide in getrennten Käfigen in den Kofferraum meines Jeeps und machten uns auf den Heimweg. Während der Heimfahrt beobachtete das Weibchen Autos, Motorräder und LKWs und war dauernd am pfeifen oder schrie „coccoccooo“. Irgendwann sagte ich „das ist vielleicht ne Suse“ und schon hatte sie ihren Namen weg: wir nannten sie Susi. Zuhause angekommen ließen wir die beiden gleich raus. Kurt war wie verwandelt: er freute sich enorm über Susi und beide machten vorsichtige Annäherungsversuche. Wir ließen sie gewähren, denn es war uns inzwischen klar geworden, dass wir Susi auch dann nicht mehr weggegeben hätten, wenn sie sich mit Kurt nicht vertragen sollte. Aus diesem Grund (und entgegen aller Ratschläge) setzten wir die beiden am Abend in den gleichen Käfig und hofften, dass die Sache gut gehen würde.
dass sie vielleicht zusammen gefangen wurden, ob sie sich wohl wiedererkannt hatten? Ob sie zum gleichen Schwarm gehört hatten? Würden sie sich bei uns streiten oder gut vertragen? All diese Fragen schwirrten in unseren Köpfen. Ich muss aber erwähnen, dass der Erwerb von Wildfängen für diejenigen, die ihre Tiere lieben, auch immer mit einem etwas bitteren Beigeschmack verbunden ist. Wenn ich mir Kurt und Susi in ihrer Heimat vorstelle...... wie sie hoch über den Bäumen fliegen...... wie sie mit ihrem Schwarm im schattigen Laub sitzen und an Früchten, Blüten und Ästen knabbern....... wie sie, mit vielen anderen Papageien zusammen, ihr morgendliches Schreikonzert abhalten....... wie sie abends zu ihren Schlafplätzen zurückkehren und sich streiten, putzen und kraulen...... kurz, wie sie halt ihre Freiheit genießen könnten und würden, so sind diese Gedanken immer mit einem Anflug von Traurigkeit verbunden. Der Züchter, bei dem wir Kurt gekauft hatten, hatte mit seiner Behauptung Recht.... es wird ihnen niemand mehr die Freiheit wiedergeben können aber man sollte auch endlich damit aufhören, frei geborene Tiere zu fangen und zu importieren nur um sie einzusperren. Eine Wohnung, ein Haus, eine Voliere, ein Käfig und auch ein Zoo können noch so groß und geräumig sein aber sie werden niemals die Freiheit ersetzen können, die diese Tiere ja schon einmal erleben durften. Es werden reichlich Papageien nachgezüchtet (fast schon zu viele) und jeder der diese Zeilen liest, noch keinen Papagei hat aber vielleicht mit dem Gedanken spielt, sich ein Pärchen anzuschaffen, sollte nicht unseren Fehler wiederholen und wissen, dass er gut beraten ist, wenn er keinen Wildfang sondern eine Nachzucht erwirbt. Papageien sind intelligente, langlebige und anspruchsvolle Tiere und ein Kauf sollte immer gut überlegt sein denn ich denke, dass wir genügend arme Tiere haben, die in Heimen ein trostloses Dasein fristen müssen. Kurt und Susi verbrachten die erste Nacht nicht nebeneinander. Jeder saß auf einer Stange aber zumindest gab es keinen Streit. Am nächsten Vormittag, als wir die beiden aus dem Käfig lassen wollten, hatte Susi mitten auf dem Kopf eine kahle Stelle. Es war keine Kruste und kein Blut da. Weder an Susi noch im Käfig. Es war also nichts schlimmes passiert, aber Kurt musste ihr doch gezeigt haben, wer das Sagen hatte.
unbegründet heraus, denn nun waren wir „ihr“ Schwarm und egal in welches Zimmer wir gingen, sie mussten uns folgen. Jetzt hatten wir also zwei anhängliche Papageien die dauernd in unserer Nähe sein wollten. Die letzte Frage die wir hatten, lautete nun noch: „haben wir denn eigentlich ein Pärchen oder nicht?“ Die beiden schliefen nachts eng aneinander gedrückt, sie kraulten sich und Susi durfte Kurt nun auch das Fressen aus dem Schnabel klauen. Im Frühjahr versuchten sie immer in jede erreichbare Schublade zu kriechen und Susi wurde von Kurt sogar öfters gefüttert. Im Herbst 1998 beschlossen wir, eine von Kurt´s Federn zur DNA-Analyse zu schicken, denn eine Endoskopie kam für uns immer noch nicht in Frage. Unsere Vermutungen wurden bestätigt: das Ergebnis besagte, dass Kurt ein männlicher Vogel sei. Wir hatten nun fast die absolute Sicherheit, in der Tat ein echtes Pärchen zu besitzen. Kurt und Susi können ganz schöne Tyrannen sein. Man muss Zeit und Geduld für sie aufwenden und bereit sein, Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Man muss mit angenagten Türen, Tapeten und Möbeln leben können und man muss sie vor allen Dingen gern haben. Wir haben sie gern und hoffen, dass uns Kurt und Susi, trotz den Mühen, Sorgen und Einschränkungen die sie bereiten können, noch ewig lange gesund erhalten bleiben.
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